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Sie wohnen in alten Holzkisten, zerknickten Pappkartons und fleckigen Schachteln. Die Wesen in Petra Groos´ Installationen und Arrangements kommen vom Sperrmüll, aus Ebay-Auktionen und vom Flohmarkt. Schon im Moment ihrer Entdeckung haftet ihnen die Rätselhaftigkeit ihrer für immer verschollenen Geschichte an.

Die Köpfe umgestülpt, das Innere nach aussen gedreht, das Fell über die Ohren gezogen, verwandeln sich Püppchen und Plüschtiere in groteske Erscheinungen mit Stielaugen oder stumm verschlossenen Mündern. Sie wirken vertraut und befremdlich zugleich. Sie kommen aus irgendeiner Zukunft und auch aus der eigenen Vergangenheit, von ihrer Zeitreise durchs Leben schon ganz schön mitgenommen.
Mit Anglerschnur und Nadeln sind ihnen Körperteile und Dinge angenäht, die assoziativ ausgewählt wurden und intuitiv passend schienen. Grob und hastig. Andere Köpfe, fremde Augen, Kleidung oder Fellfetzen. Es entstehen beseelte Charaktere und bühnenartige Inszenierungen mit Akteuren, die mit kompletter Demontage Persönlichkeit und Geschlecht bekommen haben, einen intensiven Ausdruck von Gefühlen.
Innere Zustände zeigen sich in der deformierten äusseren Erscheinung – Ängste, Verlangen, Heiterkeit, Wut, Sehnsucht, Traurigkeit. Aus der Beschäftigung mit den Gefühlen entwickelt sich im Arbeitsprozess die materielle Form, und diese Form evoziert wiederum emotionale Wirkungen, die den künstlerischen Ansatz in die Betrachter-Realität transportieren.
Sowohl die Schöpfung als auch der Arbeitsprozess sind durchdrungen von dem Spiel mit dem Zufall, mit Emotionen, mit dem Unterbewusstsein, mit Ironie und Witz und dem sexuellen Trieb im Wechselspiel mit experimentellen formalen Entscheidungen.

Ernst gehen die Wesen in Petra Groos‘ Settings rätselhaften Tätigkeiten nach. Familiäre Szenen zwischen verkleideten Mischwesen und Versehrten. Große halten Kleine an der Hand, Entführung oder Spaziergang? Sie stehen um ein Bett herum, darin eine tote Mutter oder schläft sie nur? Hat man da wild gekocht in der schmutzigen Küche oder sich erbrochen? Ist es Liebe zwischen den Gestalten auf der Blumenwiese oder Verführung einer hilflosen Person? Ist es nicht immer beides? Sind wir das? Die Szenen erscheinen wie Momentaufnahmen einer wohl (irgendwie) bekannten, gleichwohl abgründigen Geschichte.
Petra Groos‘ scheinbar zerstörerisches Vorgehen erinnert an kindliches Handeln, auseinandernehmen und erforschen. Wie sieht die Welt von innen aus? Ohne Rücksicht darauf, ob die Dinge Schaden nehmen, geht das Kind seiner Neugier und Intuition nach, um Antworten zu finden.
Tatsächlich ist es die Enthüllung von Verborgenem, die Entdeckung eines wie auch immer gearteten Kerns, der allem Wesenhaften zugrunde liegt und dessen erahnte Existenz die kindliche als auch erwachsene Handlung motiviert. Es geht um Öffnung, Freilegung und Begreifbarkeit des scheinbar Unbegreifbaren. Und im Moment der Zerstörung, ja, durch sie und aus ihr heraus wird, manchmal schmerzhaft, eine neue, unbedarfte Form geboren.